Deutscher Aikido-Bund

DEUTSCHER AIKIDO-BUND e.V.

einziger vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) anerkannte Fachverband für Aikido

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Einer der letzten direkten und noch lebenden Schüler des Aikido-Begründers Ueshiba Morihei zu Besuch in Deutschland!

Sensationell: Der Bushido Amorbach e.V. veranstaltete am 28. und 29.09.2024 in Mörfelden-Walldorf ein sehr außergewöhnliches internationales Aikido-Seminar mit dem japanischen Großmeister Shichirotani Daikichi Shihan, 7. Dan Aikido, Aikikai Tokyo, einem der wenigen noch lebenden direkten Schüler des Aikido-Begrün­ders Ueshiba Morihei, der auch über einen längeren Zeitraum sein Schüler war, nämlich ab 1962 bis zum Tod des Begründers im Jahr 1969. Er betreut auch heute noch O-Senseis erstes Dojo in Ayabe, im Hauptsitz des Ōmoto-kyō, dessen Mitglied er zeitlebens war.

Ermöglichen konnte dieses zunächst unwirklich wirkende Seminar unser Vereinsgründer und Lehrer Thorsten Reck, denn dessen verstorbener Sensei, Shihan Edmund Kern, hatte Shichirotani Sensei zufällig auf einer seiner Japanreisen in der Nähe von Kyōto (der früheren Kaiserstadt) kennen gelernt. Zwei große Sensei die sich auf Anhieb hervorragend verstanden haben. Nach Edmund Kerns Tod hatte sich unser Lehrer viele Gedanken dazu gemacht und über einen gemeinsamen japanischen Freund versucht, wieder den Kontakt zu Shichirotani Sensei herzustellen, was anfänglich alles andere als einfach war und ihm ab da sehr viele teils schlaflose Nächte und graue Haare einbrachte. Doch nachdem er ihn mit einigen seiner eigenen Schüler im Jahr 2022 in dessen Dojo in Japan besuchen durfte, ging der Traum dieses außergewöhnlichen Aikido-Semi­nars hier bei uns in Deutschland, um viel mehr Aikidoka daran teilhaben lassen zu können, einfach nicht mehr aus seinem Kopf. Dann hieß es wieder schlaflose Nächte, um das letzten Endes von einem Traum in die Realität überführen zu können. Im Endeffekt ist auch daran wieder, zumindest ein bisschen, sein leider bereits verstorbener Sensei Edmund Kern, den ich ebenfalls vermisse, beteiligt, der sicherlich irgendwo grinsend und lächelnd sitzt, wie immer, und sagt: „Hast du gut gemacht.“

Bei Planungsbeginn mussten nicht nur auf japanischer Seite, sondern auch hier in Deutschland zunächst viele Unwegsamkeiten geknackt und beseitigt werden. Wie jeder weiß, der schon mal so etwas auf die Beine gestellt hat, ist der Hauptknackpunkt die riesige Mattenfläche, in unserem Fall über 500 m². Daher an dieser Stelle nochmal einen ganz herzlichen Dank an unsere Freunde aus Mörfelden-Walldorf und ihren Vorsitzenden Andreas Kreuzer, dass sie uns hier ihre Halle und die ganzen Matten zu Verfügung stellen konnten. D A N K E.
 


 
Zunächst sollte ursprünglich nur Shichirotani Sensei mit einem Dolmetscher nach Deutschland kommen, denn er selbst spricht nur Japanisch. Aber nachdem er per E-Mail immer wieder mit unserem Lehrer in Kontakt war und dann erfahren hatte, dass insgesamt weit über 120 Teilnehmer aus allen Teilen Deutschlands, von Mün­chen bis Kiel, aus Österreich, der Schweiz und sogar aus England zum Seminar angemeldet waren, hatte er kurzerhand angefragt, ob es in Ordnung wäre, wenn er vier seiner besten Deshi mitbringt, damit diese dann auf dem Seminar auch als Co-Lehrer für die ganzen Teilnehmer fungieren konnten. Und ab da gab es wieder einige neue Nüsse zu knacken. Bis dann kurz vor Seminarbeginn aus Japan die E-Mail kam: „Wir sind jetzt alle am Gate und bereit, Japan zu verlassen.“ Ab da hieß es für uns alle: „Augen zu und durch“. Denn insgesamt sechs Japaner 24/7 zu betreuen ist wirklich sportlich und stellenweise auch sehr stressig und da müssen alle mit anpacken. Was wir auch taten.
 

 
Außergewöhnlich war auch nicht nur, dass Aikidoka aus vielen verschiedenen Ländern auf der Tatami vertreten waren, sondern dass diese aus vielen verschiedenen Verbänden zusammenkamen, um gemeinsam einfach Aikido zu üben, ganz im Sinne und nach der Idee des Begründers, ganz ohne Vorurteile; alle zusammen, so wie es eigentlich sein sollte. Auch darauf können wir, glaube ich, sehr stolz sein. Unter anderem waren Aikidoka aus dem Deutscher Aikido-Bund, Aikikai, Takemusu, Ki Aikido usw. vertreten, um an diesem Jahreshighlight teilzunehmen.

Sowohl Schülergrade als auch natürlich überwiegend Danträger vom 1. bis zum 8. Dan, Renshi und Shihan, alles war unter den Teilnehmern vertreten. Zu den Teilnehmern gehörten natürlich hochgraduierte Sensei des DAB, darunter unsere Präsidentin Dr. Barbara Oettinger, 7. Dan Aikido, Dr. Thomas Oettinger, 7. Dan Aikido, Leiter der DAB-Geschäftsstelle, Karl Köppel, 8. Dan Aikido, Vizepräsident Technik und Bundestrainer des DAB, Martin Glutsch, 7. Dan Aikido, alle vier auch Mitglieder der technischen Kommission des DAB, Jürgen Preischl, 6. Dan Aikido, Alfred Haase, 6. Dan Aikido, und viele mehr. Darauf sind wir ebenfalls sehr stolz und auch unse­rem Lehrer hat diese Geste viel bedeutet.
 

Meister Shichirotani (3. v. li.) mit seinen Uchi-deshi (hintere Reihe) und
die Delegation des DAB mit Thorsten Reck, Karl Köppel, Dres. Barbara und Thomas Oettinger
 

Und wir sind sehr stolz, dass wir es geschafft haben, Shichirotani Sensei einzuladen, und dass er mit über 81 Jahren den weiten Weg von Japan zu uns auf sich genommen hat. Wie wir in diesen Tagen erfahren haben, hat Shichirotani Sensei z. B. auch viele Anfragen aus den USA, die ihm teils horrende Summen anbieten, aber er lehnt ab. Umso glücklicher waren wir, dass er unserem Lehrer zugesagt hat. Und so sieht man wieder, dass Geld alleine nicht alles ist, gerade im Budo geht es um ganz andere Dinge, die über Erfolg oder Misserfolg richten. Viele Teilnehmer waren hellauf begeistert, dass sie diese Möglichkeit hatten, und waren völlig fasziniert davon, mit welcher Leichtigkeit der Sensei vermeintlich „überlegene“, stärkere und wesentlich größere „Gegner“ führte, sich aus schraubstockgleichen Griffen befreite, sie spielend leicht aus dem Gleichgewicht brachte und werfen oder bewegungsunfähig verhebeln konnte. Und das alles über ihn quasi direkt von der Person zu ler­nen, die diese friedfertige japanische Kampfkunst zur Selbstverteidigung aus jahrhundertealten Schlachtfeld­techni­ken der Samurai entwickelt hatte: O-Sensei. Sehr außergewöhnlich im Jahr 2024.
 

 
Shichirotani Sensei ist mit seinen 81 Jahren topfit und hat eine sehr herzliche und freundliche Art. Alle Teilnehmer waren sichtlich zufrieden mit dem, was sie an diesem tollen Wochenende erleben durften und teilweise auch mit nach Hause nehmen konnten, um ihre eigenen Techniken damit zu bereichern. Für das leibliche Wohl war bestens gesorgt und nach dem Abbau der 558 m² großen Mattenfläche am Sonntag­nach­mittag musste auch niemand hungrig oder durstig nach Hause fahren. Wir hoffen sehr, dass wir evtl. nochmal die Möglichkeit haben werden, Shichirotani Sensei erneut nach Deutschland einzuladen, um an dieser Stelle anknüpfen zu können. Viele der Teilnehmer haben sich das wohl auch gewünscht und uns entsprechend kundgetan. Und wir haben das nach dem relativ schnellen Mattenabbau am Ende und einem gemütlichen Beisammensein im Foyer bei guten Snacks, einigen Süßigkeiten und Obst auch gerne von den Teilnehmern gehört. 

Wir haben unser Bestes gegeben und hoffen, wir sehen uns ganz im Geiste des Aikido auf der einen oder anderen Mattenfläche wieder, um gemeinsam weiter zu üben.

Sandra Zirbus,
Bushido Amorbach e.V.

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